ES LIEGT AN UNS

VON ANTONIA BISIG

Für mich gilt seit Beginn meiner künstlerischen Tätigkeit, dass ich Kunst sowohl als eine Form der persönlichen und gleichermaßen gesellschaftlichen, im weitesten Sinn politische Äußerung und Reflexion ansehe, dass sie emanzipatorisch wirken kann, wenn sie es schafft das Individuelle und das Allgemeine zusammen zu bringen wie auch immer. Das kann ganz subtil geschehen wie z.B. beim Werk von Meret Oppenheim oder relativ offen in wunderbar künstlerischer Sprache wie bei Robert Gober oder William Kentridge.

Mir war von Anfang an klar, dass viele meiner Arbeiten kaum in den Kunstmarkt passen, für mich umso mehr ein Grund sie zu machen und dafür so gut ich kann zu sorgen, dass sie ausgestellt werden. Zugegebenermaßen ist es auch für mich manchmal frustrierend zu erleben, wie andere KünstlerInnen, welche eher ein formales Interesse in ihren Arbeiten haben, Preise bekommen und von ihrer Kunst leben können. Dazu muss ich allerdings ehrlicherweise auch sagen, dass ich mir noch mehr Zeit hätte nehmen müssen, um meine Werke an Galerien und Ausstellungsorte zu bringen und lauter zu sein. Aber es lockten dann doch immer die neuen Themen, die ich bearbeiten wollte, auch weil ich ein existentielles Bedürfnis und starkes Interesse hatte, daran zu forschen. Orte für meine Werke zu finden nehme ich in Angriff, wenn ich meine Lehrtätigkeit beendet habe.

Ansonsten sehe ich die Situation der Kunst und der Künstlerinnen und Künstler ähnlich wie in dem Essay „Die Kunst und der Markt“, der am 3.10.2016 im Deutschlandfunk gesendet wurde: http://www.deutschlandfunk.de/die-kunst-und-der-markt-zu-teuer-um-gut-zu-sein.1184.de.html?dram:article_id=364341

Die Kunst, die nicht in einem geschlossen Bereich zu Million-Preisen gehandelt wird, ist genau so bedeutungsvoll wenn nicht bedeutungsvoller für die Gesellschaft wie eben diese.

Es liegt an uns.

Was KünstlerInnen aus meiner Sicht noch machen können, ist sich zu vernetzen, das eigene Konkurrenzverhalten gegenüber anderen KünstlerInnen offen zu reflektieren, sich gegenseitig zu unterstützen und kultur-politische Forderungen zu stellen. Und ihre Situation auch zum Thema ihrer Arbeit zu machen, wie es Bruce Nauman in seinem Werk „Von der Hand finden Mund“ wunderbarerweise gelungen ist.

Soweit meine Überlegungen.